Pressemitteilung: Müssen wir auf Musikunterricht verzichten? BMU kritisiert Äußerungen von Prof. Köller scharf MHB

24. 02. 2021

Müssen wir auf Musikunterricht verzichten? 

BMU-Landesverband SH kritisiert Äußerungen von Prof. Köller scharf

In einem Schreiben vom 11.02.2021 an die Schulen weist die Bildungsministerin Karin Prien darauf hin, dass sich der Präsenzunterricht im Primarbereich „zunächst auf die Vermittlung basaler Kompetenzen, Lesen, Schreiben, Rechnen sowie auf das soziale Lernen und Miteinander konzentrieren wird“. Den Rahmenvorgaben für Wechselunterricht (Stand 18.02.2021) zufolge gelten für die Durchführung von Musikunterricht die bisherigen Regelungen fort, „dass auf das Spielen von Blasinstrumenten und Singen verzichtet werden soll.“ Dies bedeutet keinesfalls den Verzicht auf Musikunterricht.

Dennoch tut sich der einflussreiche, an leitender Stelle tätige Bildungsforscher und -berater Prof. Olaf Köller auf www.zdf.de vom 30.01.2022 mit folgender Äußerung hervor: „Die Kompetenzen in Deutsch und Mathematik sind prägend und zentral für die berufliche Karriere. Und dann muss man in dieser besonderen Zeit auch mal die Kröte schlucken, dass man auf einzelne Fächer verzichtet.“ In einem Interview der „Welt“ vom 03.01.2021 präzisiert Köller: „Auf Fächer wie Musik, Religion oder Sachunterricht müsste man verzichten.“

Diese einseitige Auffassung schadet dem gesamten Bildungswesen. Ausgerechnet ein renommierter Bildungswissenschaftler verkennt, dass laut OECD Lernkompass 2030 die „Forschung bis heute nichts [kennt], das die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern in vergleichbarer Weise oder Dimension fördert wie Musik- und Kunstunterricht. Die Beschäftigung mit den Künsten hilft Lernenden auch, Empathie zur Stärkung von emotionalem Engagement, von emotionaler Verpflichtung und Beharrlichkeit zu entwickeln“1. Dies darf allerdings nicht als Reduzierung des Faches Musik auf mögliche Kompensationsfunktionen missverstanden werden. Musik(pädagogik) hat einen Wert an sich. Als identitätsstiftendes Kulturgut, das allen Schülerinnen und Schülern die Teilhabe am musikkulturellen Leben ermöglicht, ist Musikunterricht besonders in der entwicklungsprägenden Grundschulzeit bildungsrelevant und damit gesellschafstragend.

In diesem Sinne fordert der sich von den verunsichernden Äußerungen des Bildungsexperten Olaf Köller deutlich distanzierende Bundesverband Musikunterricht, Landesverband Schleswig- Holstein die (Grund-)Schulen auf, die vielfachen Möglichkeiten eines Pandemie angemessenen Musikunterrichts zu nutzen.

Kiel 22.02.2021, Bundesverband Musikunterricht LV Schleswig-Holstein e. V., https://sh.bmu-musik.de/ 

Mit freundlichen Grüßen

 

Sebastian Klingenberg (BMU-Präsident)

Martin Hausen (BMU-Vizepräsident)